9 gefährliche Lügen, die wir uns selbst erzählen | UniV 9

Newsletter

Ray Dalio schreibt in seinem Buch "Principles": "Nimm die Realität an & arrangiere dich mit ihr." In einer Formel ausgedrückt: Schmerz + Reflexion = Fortschritt. Hier sind die 9 häufigsten Lügen, die wir uns selbst erzählen.


Lesezeit: 8 Minuten

Moin Moin!

Gott sei Dank habe ich den Artikel bereits am Freitag geschrieben. Ich war vorgestern mit meinen besten Freundinnen auf einem Konzert in Köln & auf dem Rückweg haben wir noch den neuen Hund einer der beiden abgeholt.

Das heutige Thema ist wieder einmal ein schmerzliches: Ich war letzte Woche in Lüneburg bei meiner Mama. Dabei ist mir aufgefallen. dass ich sie seit Ostern nicht mehr gesehen hatte. Sie merkte - mit Recht - an, dass wir nicht mal telefoniert hätten.

Ich habe darüber nachgedacht und musste mich einigen unangenehmen Wahrheiten stellen. Obwohl es besser geworden ist, fällt es mir immer noch schwer einzugestehen, dass ich erwachsen geworden bin und einfach mehr Zeit alleine (bzw. mit meiner Partnerin) verbringen möchte. Es ist also nicht das Problem - wie in meinem Artikel über unsere Lebenszeit beschrieben - dass ich unbewusst vergesse, dass Zeit vergeht. Es ist vielmehr, dass ich bis vor kurzem glaubte, dass es im Jahr Phasen gebe, in denen ich mehr Zuhause sein würde, um die übrige Zeit zu kompensieren.

Ein Beispiel: Früher habe ich mit meinem Cousin (inzwischen 19) an Weihnachten über mehrere Tage lang ein Playstation-Spiel exzessiv durchgezockt (z. B. The Witcher 3 oder God of War 4). Und bis letztes Jahr dachte ich, dass wir diese sehr schönen Erinnerungen wiederholen könnten. Doch ich musste feststellen, dass ich am 27. bereits wieder nach Hamburg zu mir nach Hause fuhr, um die restlichen freien Tage mit meiner Partnerin zu verbringen.

Das gilt auch für Familienbesuche aus Italien. In der Vergangenheit war es für mich ein Ereignis wie kein Zweites, wenn Familienmitglieder aus Italien kamen. Wochenlang haben wir zusammen gehaust, geschmaust und Zeit verbracht. Beim letzten Mal schaute ich nur noch zu Besuch vorbei.

Wie auch immer. Das brachte mich jedenfalls auf die Lügen, die wir uns selbst erzählen.

9 gefährliche Lügen, die wir uns selbst erzählen

Ray Dalio schreibt in seinem Buch "Principles": "Nimm die Realität an & arrangiere dich mit ihr." In einer Formel ausgedrückt: Schmerz + Reflexion = Fortschritt.Dies führt oft dazu, dass ich in Selbstgesprächen meine Ansichten und Geschichten, die ich mir selbst erzähle, kritisch hinterfrage.Deswegen sind hier die 9 häufigsten Lügen, die wir uns selbst erzählen (+ Umformulierungen, die besser sind)

Lüge 1: "Wenn ich [X] bekomme, dann werde ich glücklich sein"

Es ist einfach, dich selbst davon zu überzeugen, dass dein Glück von externen Gegebenheiten abhängt.

Häufige Meilensteine sind:

  • Geld (eine bestimmte Geldsumme)
  • Beförderung (ein bestimmter Titel)
  • Schicke Sachen (neues Haus, Auto, Schmuck, etc.)

Wie bereits im UniV 5 geschrieben, sollte man sein Wohlergehen auf keinen Fall von einer Summe Geld auf dem Konto, einem teuren Auto oder einer tollen Wohnung abhängig machen. Glück ist allem voran eine Entscheidung, wodurch alles andere besser wird.

Ich nenne diese Glaubenssätze auch gerne die "Wenn, Dann"-Fallen. Die Idee dabei ist, dass du einen Satz kreierst, der sagt "Wenn X, dann wird es besser".

Es ist ein Teufelskreis. Entweder wirst du X bekommen und dich im Nachhinein unerfüllt fühlen. Du bekommst das schicke Auto, siehst jemanden, der ein noch schickeres fährt, und fragst dich, warum du das nicht hast. Diese Dinge werden dich nicht glücklich machen.

Oder du wirst es nicht bekommen, wodurch du immer einen Grund haben wirst, frustriert, unglücklich, empfindlich oder eine sonstige negative Emotion zu hegen.

Wahres Glück kommt immer von innen. Letztendlich ist es vielmehr eine Lebenseinstellung, eine Entscheidung, sich darauf zu konzentrieren, Dinge besser zu machen, sie nicht zu akzeptieren, wie sie sind, sowie Fortschritte zu erreichen.

Wer den wissenschaftlichen Hintergrund lesen möchte, kann die hier gerne tun:

Umformulierung: Ich werde Freude am Prozess des Erreichens von [X] finden und stolz darauf sein, dass der Aufwand mich auf dem Weg zu X zu einem besseren Menschen macht.

Lüge 2: "So bin ich einfach"

Deine Identität, Kompetenzen und Persönlichkeit als Konstante zu behandeln, ist eine Ausrede. Es ist nicht nur eine Ausrede, sondern du verkaufst dich selbst unter Wert. Während es als reflektiert angesehen wird, seine Stärken und Schwächen zu "kennen", können wenige aktiv an ihnen arbeiten. Noch dazu ist diese Einstellung sehr schädlich für deine Beziehungen, da Menschen in deinem Umfeld anfangen werden, dich bzw. Themen zu vermeiden, die in dir die unangenehme Seite hervorbringen.

Wenn man erneut aus der Perspektive von Prinzipien schaut, dann besagt ein sehr bekanntes Paradoxon, dass die einzige Konstante im Leben der Wandel ist.

Du bist keine Ausnahme - du befindest dich in einem ständigen Zustand des Wandels, basierend auf den Erfahrungen, die du jeden Tag erlebst. Doch die Frage ist, ob du deine Erfahrungen so bewusst reflektiert, dass du aktiv gegen deine Automatismen vorgehst, um es dir und deinen Mitmenschen einfacher zu machen, mit dir umzugehen.

Bei mir war es lange Zeit meine Impulsivität, die durch enge Freunde oder Familienmitglieder hervorgebracht wurde. Sie würde ständig zu Konflikten, die toxisch und überhaupt nicht zielführend waren. Es waren quasi Konflikte des Konfliktes wegen. Seit der Corona-Zeit habe ich das sehr gut in den Begriff bekommen und bin sehr stolz darauf, dass ich extrem selten aus meiner Haut fahre.

Umformulierung: Das bin ich heute oder war ich gestern, aber ich arbeite an mir und bin deswegen zu Veränderungen fähig.

Lüge 3: "Ich habe keine Zeit für [X]"

Lasst uns damit aufhören, unseren Alltag zu beschuldigen und unserer Disziplin einen Freifahrtschein zu geben.

Zeit ist fast nie das eigentliche Problem - wir finden irgendwie Zeit für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind. Die meisten Zeitprobleme sind eigentlich nur Disziplin- oder Prioritätsprobleme.

Umformulierung: Ich habe keine Zeit für [X] in meinem aktuellen Zeitplan. Wenn [X] mir wichtig ist, muss ich meine aktuelle Priorisierung überdenken.

Lüge 4: "Jemand wird kommen, um mich zu retten"

Disclaimer: Ich bin kein Psychologe.

Aber trotzdem kann ich erkennen, dass die Aussage tröstlich sein soll, aber es verbirgt uns vor einer harten Realität: Es wird Zeiten im Leben geben, in denen niemand da ist, um dich aus einer Sackgasse herauszuführen. Zeiten, in denen die einzige Person, auf die du dich wirklich verlassen kannst, du selbst bist.

Deine Freunde und Familie können dir nicht helfen... du bist allein. Wenn du am Boden zerstört bist, denke immer daran, dass es nur eine Richtung gibt: nach vorne.

Sigmund Freud schrieb in einem Brief (aus Sigmund Freud, Ernst L. Freud (1960). “Letters of Sigmund Freud”):

“One day, in retrospect, the years of struggle will strike you as the most beautiful.”

Und ist wahr: Die Kämpfe meiner Vergangenheit lassen mich die Gegenwart so viel positiver sehen, weil ich einfach dankbar bin, dass ich diese Dinge hinter mir gelassen habe.

Umformulierung: Ich hoffe, sie werden da sein, um mich zu unterstützen, aber ich muss alleine diese Situation bewältigen, weil es Teil des Lebens ist. Und ich kann es!

Lüge 5: "Ich bin nicht zu [X] fähig "

Sich selbst schlecht zu reden, ist immer eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wenn du dir selbst sagst, dass du zu etwas nicht fähig bist, wirst du es auch nicht sein.

Die meisten Menschen sind zu viel mehr fähig, als sie für möglich halten, doch sind nicht diszipliniert genug, um überhaupt zu starten (geschweige denn davon, etwas durchzuziehen). Ich habe es in der Vergangenheit geschrieben und wiederhole es gerne: Disziplin ist für mich der größte Faktor für ein glückliches Leben.

Wer an seiner Disziplin arbeiten möchte, dem empfehle ich wärmstens Jocko Willink (sein Buch oder Youtube Videos).

Umformulierung: Ich bin heute nicht fähig zu [X], aber ich werde es nach konzentrierter, fokussierter Anstrengung sein.

Lüge 6: "Sie hatten einfach Glück"

Das ist ein Versuch, einen ungünstigen Vergleich zu rechtfertigen. Es ist einfacher, ihren Erfolg (und dein Scheitern) auf Glück zurückzuführen, als sich mit den anderen Möglichkeiten auseinanderzusetzen.

Glück spielte - wie ich bereits in der Vergangenheit geschrieben habe - eine Rolle, aber diese Person hat wahrscheinlich jahrelang im Hintergrund gearbeitet, um sich in eine Position zu bringen und letztendlich zu gewinnen.

Hast du das auch getan? Hast du Sachen geopfert, obwohl dein gesamtes Umfeld versucht hat, dich zum Gegenteil zu bringen?

Umformulierung: Sie haben etwas erreicht, was ich haben/erreichen möchte, was mir beweist, dass es möglich ist, wenn ich härter daran arbeite.

Lüge 7: "Ich warte nur auf den perfekten Moment, um [X] zu tun"

Es gibt so etwas wie den perfekten Moment nicht. Wenn du darauf wartest, wirst du nie starten. Tief im Inneren wissen wir das, aber wir verstecken uns dahinter.

Wenn es etwas ist, auf das du dich freust und vernünftigerweise vorbereitet bist, musst du manchmal einfach den Sprung wagen und auf deine Fähigkeit vertrauen, dich anzupassen. Fast nichts im Leben hat unwiderrufliche Konsequenzen. Oft geht es vielmehr um die Angst vor der Reaktion anderer (v. a. Scham).

Umformulierung: Es wird nie einen perfekten Moment geben, um [X] zu tun, aber wenn ich vorbereitet bin, ist (immer) jetzt der richtige Moment.

Lüge 8: "Es ist zu spät, um [X] zu tun"

Das ist meistens nur eine Ausrede für Faulheit oder Angst vor Peinlichkeit. Es ist fast nie zu spät, um eine Reise zu beginnen.

"Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit ist heute."

Ich war der Meinung, es sei zu spät, es mit einem weiteren Unternehmen noch einmal zu versuchen. Jetzt bin ich bereits wieder mittendrin und es erfüllt mich mit sehr viel Energie.

Umformulierung: Das heutige "zu spät" kann zum Bereuen von morgen werden, wenn ich nicht jetzt anfange zu handeln.

Lüge 9: "Ich werde [X] später tun"

Nein, das wirst du nicht - du gibst dir nur einen weitere Ausrede, um weiter zu prokrastinieren. Die Dinge, die wir ständig aufschieben, sind Dinge, die nie erledigt werden. Ausgenommen sind Personen, die eine hohe Disziplin haben. Doch diese Personen wissen, dass sie es tun werden und legen für gewöhnlich einen konkreten Zeitpunkt fest.

Nebenbei gesagt hast du immer vier Optionen (basierend auf der Eisenhower-Matrix), um Sachen anzugehen:

  • Mach es jetzt
  • Plane eine bestimmte Zeit, um es zu tun
  • Delegiere es an jemanden
  • Lösche es komplett von deiner Liste

Die meisten Menschen in der Wirtschaft haben sicher von der Matrix gehört, doch wie viele von ihnen haben sich wirklich die Zeit genommen, ihre Tätigkeiten herunterzuschreiben? Und wie viele davon haben die Tätigkeiten anschließend wirklich gemäß der oben genannten Maßnahmen ausgeführt?

Umformulierung: Ich werde [X] jetzt tun, wenn es dringend und wichtig ist, oder zu [bestimmter Zeit] in der Zukunft, wenn es nicht so dringend ist wie andere wichtige Aufgaben. Ich werde [X] delegieren oder löschen, wenn es nicht wichtig ist.

Das waren die Lügen, die mir mit Hilfe von ChatGPT soweit eingefallen sind.

Folgende Aktion kannst du mitnehmen: Achte in der nächsten Woche auf deinen inneren Dialog und erwische dich selbst, wenn du eine dieser Aussagen sagst. Nutze die Umformulierungen, um das Framing (= die Selbsterzählung) zu ändern.

Ich würde gerne von dir hören:

  • Welche dieser Lügen sagst du dir selbst am häufigsten?
  • Welche Lügen fehlen auf der Liste?
  • Wie hast du sie umformuliert, um dagegen anzukämpfen?

Noch einmal in eigener Sache | Building in Public

Ich weiß, ich habe es bereits einige Male angekündigt, aber demnächst werde ich anfangen, über IT und künstliche Intelligenz zu schreiben. Der Newsletter wird sich wohl in folgende Teile strukturiert sein:

  • Allgemeine kuratierte News
  • Tech/Tools/Hacks für 10Xer (Leute, die 10 mal so viel produktiv sind, wie Normalos)
  • Tech/Tools/Hacks für Solopreneure (Leute, die ihr eigenes Ding machen & damit Geld verdienen)
  • Tech/Tools/Hacks für Teams/Unternehmen

Wenn euch davon also etwas anspricht, hier ist der Sign-up: https://tenx.beehiiv.com/subscribe

Außerdem, falls ihr Twitter nutzt, könnt ihr mir unter @lennartorlando folgen. Ich habe in anderthalb Monaten fast 700 Follower aufgebaut, was wohl für den Content spricht.

Womit wir zum letzten Punkt kommen:

Wir sind aktuell in den abschließenden Gesprächen mit zwei neuen Konzernklienten. Wie immer ist der Einkauf eine Blackbox (ein Behälter, wo etwas reingeht und man keine Ahnung hat, was drin vor sich geht) für alle Beteiligten, sodass wir etwas abwarten müssen. Allerdings sieht es wohl so aus, dass wir bis auf weiteres gut 200 % ausgelastet sind.

Deswegen: Wenn ihr jemanden kennt, der

  • Englisch spricht,
  • gewissenhaft arbeitet,
  • strukturiert ist und
  • Interesse (nicht Erfahrung!) an IT hat,

dann meldet euch bitte bei mir! Das sind wirklich die Eigenschaften, die wir suchen. Den Rest bringen wir ihnen bei. Wir könnten aktuell sicher 2-4 weitere Personen mit Projekten auslasten.

Falls ihr ein Lockmittel braucht: Sie werden auf jeden Fall > 100.000 € im Jahr verdienen, können remote arbeiten und Arbeitszeiten sind flexibel.

Was ich letzte Woche gelesen/gehört habe:

Vorweg: Ich möchte euch wirklich ans Herz legen, euch für The Pioneer anzumelden. Es ist der beste Journalismus, der in Deutschland aktuell vorhanden ist. Ihr könnt dafür meinen Link benutzen, was mir ein bisschen Geld bei meinem Abo sparen würde: https://thepioneer-briefing.mediapioneer.com/l/mbshare.html?id=1426224. Ein paar Beispiele aus der letzten Woche:

Ansonsten:

Cookie-Einstellungen