Die 4 Arten von Glück | UniV 7

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Ist Glück wirklich nur Zufall? Oder kann man mehr Glück haben, indem man es provoziert?


Lesezeit: ~ 9 Min

Kurze Info: "Building in Public"

Wie bereits letztens erwähnt, habe ich inzwischen ein neues Unternehmen gegründet. Da die Frage, die ich am öftesten bzgl. meiner Selbstständigkeit gestellt bekommen, "Wie kommt man da rein?" lautet, dachte ich mir, ich nehme euch mal ein bisschen mit auf eine Reise.

Konkret bedeutet es, dass ich am Ende jeder zukünftigen Ausgabe einen aktuellen Stand geben werde, um den Fortschritt einerseits irgendwann selbst nachvollziehen zu können bzw. euch ein Gefühl zu geben, wo wir aktuell stehen. Euer Vorteil: Wenn es euch nicht interessiert, könnt ihr den Teil einfach ignorieren.

Der Grund dafür ist, dass sich die "Glücksfläche" für Glück, das ich haben könnte, dadurch deutlich vergrößert. Auf Englisch heißt es "serendipity" und es bedeutet so etwas wie: "Durch Zufall zur richtigen Zeit am richtigen Ort".

Damit kommen wir auch zum heutigen Thema.

Heutiges Thema: Die vier Arten des Glücks

Ich war die letzten zwei Wochen im Urlaub, eine Woche in Italien in meinem Heimatort und Montag - Donnerstag in London. Dort las ich im Buch "How to get Rich" von Felix Dennis - trotz des sehr platten Namens ein echt gutes Buch für Entrepreneure - über seine Definition von Glück. Wie so oft bei Büchern, die von vergangenem Erfolg handeln, ist seine Einstellung zum Glück gemischt, tendiert jedoch eher dazu, dass das Glück provoziert werden kann.

Bevor ich weitermache: Shoutout to London! Meine absolute Lieblingsstadt. Es kombiniert einfach den absoluten Peak des Kapitalismus (und die damit einhergehende Qualität von einfach allem) und einer geschichtsträchtigen Vergangenheit.

Ausblick von unserem AirBnB in London

Zurück zum Buch. Dennis zitiert zur Untermalung seiner Erfahrung den römischen Philosophen Seneca:

"Luck is where opportunity meets preparation."
Übersetzt: "Glück ist, wo Möglichkeiten auf Vorbereitung treffen."

Obwohl er das Zitat für die beste Darstellung des Themas hält, relativiert er die Bedeutung des eigenen Einflusses später durch diverse Anekdoten über einen konkurrierenden Geschäftsmann, der vom objektiven Standpunkt her viel eher hätte erfolgreich werden sollen, aber (so schien es) vom Pech verfolgt wurde. Woher dieses Pech kam, beschreibt er jedoch wiederum aus seiner Perspektive heraus:

"By moving so adroitly and so swiftly from one thing to the next, Albert does not place himself in the way of luck. He does not draw luck to him. He does not make his own luck. He is much too much in love with the green, green grass just over the next hill. Then again, Albert is more intelligent than I am. He had a grand education and read all the right books at university. He is not a self-taught scholar, as I am. But there is a downside to all this intelligence and imagination. He thinks a little too much before he acts."

("Indem er sich so geschickt und schnell von einer Sache zur nächsten bewegt, stellt sich Albert dem Glück nicht in den Weg. Er zieht das Glück nicht an. Er kreiert nicht sein eigenes Glück. Er ist viel zu sehr in das grüne, grüne Gras hinter dem nächsten Hügel verliebt. Andererseits ist Albert intelligenter als ich. Er hat eine großartige Ausbildung genossen und an der Universität alle richtigen Bücher gelesen. Er ist kein autodidaktischer Gelehrter, wie ich es bin. Aber all diese Intelligenz und Fantasie hat auch eine Kehrseite. Er denkt ein wenig zu viel nach, bevor er handelt. Er wägt die Möglichkeiten zu sorgfältig ab.")

Also kommt er hinten heraus doch wieder zu dem Punkt, dass das Glück durch gewisse Handlungen provoziert werden könne.

Ein paar weitere Zitate zu Glück geben uns noch weitere Einblicke in die Perspektiven anderer erfolgreicher Menschen, die sehr ähnlich klingen:

"Diligence is the mother of good luck." - Benjamin Franklin
"Luck is a dividend of sweat. The more you sweat, the luckier you get." - Ray Kroc, McDonald's Gründer
"The harder I practised, the luckier I got." - Gary Player, Golfspieler

Wie halten es die formelleren Institutionen? Der Duden definiert Glück als:

"etwas, was Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände ist; besonders günstiger Zufall, günstige Fügung des Schicksals"

Das heißt, vielleicht hat Dennis recht und zum Glück haben gehört etwas mehr als man auf den ersten Blick feststellen kann. Ist es vielleicht möglich, wie Harvey Specter in der Serie Suits meinte, sein eigenes Glück zu produzieren?

Quelle: tenor.com - harvey specter luck

Oder ist es lediglich eine Fantasie von reichen, erfolgreichen Menschen, die dem Hindsight Bias (= ich habe es immer gewusst) unterliegen?

Darum wird es heute gehen. Wir werden uns ein Framework anschauen, das meiner Erfahrung nach das Thema am besten herunterbricht, wie man über das Konzept "Glück haben" denken sollte, um eine gesunde Einstellung dazu zu entwickeln. Denn wie sehr oft, stimme ich Dennis Perspektive größtenteils zu, doch widerspreche seiner vereinfachten Darstellung auf Basis von Anekdoten.

Die vier Typen von "Glück"

1978 veröffentliche der Neurologe Dr. James Austin ein Buch namens: "Chase, Chance, & Creativity: The Lucky Art of Novelty".

In diesem Buch erwähnte folgende Arten von Glück:

  1. Blindes Glück ("Blind Luck")
  2. Glück durch Bewegung ("Motion")
  3. Glück durch Bewusstsein ("Awareness")
  4. Glück durch Einzigartigkeit ("Uniqueness")

Im folgenden fasse ich die unterschiedlichen Arten des Glücks zusammen:

Typ I: Blind Luck (Blindes Glück)

"The good luck that occurs is completely accidental. It is pure blind luck that comes with no effort on our part."

Typ I Glück ist vollständig außerhalb deiner Kontrolle bzw. deines Einflusses und ist unabhängig von jeglichem Aufwand, den du investieren kannst. Dazu gehören:

  • Wo du geboren wurdest
  • In welche Familie du hineingeboren wurdest
  • Die Lebensbedingungen deines Lebens

Der erste Typ beinhaltet einfach gesagt, die wirklich zufälligen Ereignisse des Universums, die einem einen Vorteil verschaffen, der entweder zufällig oder mit einer sehr hohen Unwahrscheinlichkeit versehen ist (wie z. B. im Lotto gewinnen).

Persönliches Beispiel: Wie bereits in den Beispielen angemerkt, habe ich einfach großes Glück in eine liebende Familie in einem hochindustrialisierten Land in der wohl besten Zeit in der Geschichte geboren zu sein. Dazu kommen eine stabile Gesundheit, keine vererbbaren Krankheiten und ein recht gutes Aussehen. Das alles positioniert mich bereits vor einem Großteil der anderen Mitglieder der Gesellschaft bzw. der Welt und das sollte ich nie vergessen.

Typ II: Luck from Motion

"Something else has been added - motion...A certain [basic] level of action 'stirs up the pot', brings in random ideas that will collide and stick together in fresh combinations, lets chance operate."

Typ II ist das Resultat deiner Aktivitäten, Bewegungen und Entscheidungen. Du kreierst quasi Bewegung und Kollisionen durch Aufwand und Energie, die du in ein bestimmtes Ökosystem investierst. Das ist auch der Typ Glück, den Dennis bei dem anderen Geschäftsmann vermisst.

Dementsprechend entsteht der Typ II durch die Expansionen deiner "Glückhabenfläche", die du durch Entscheidungen oder Intuition dir selbst eröffnet hast. Durch die Steigerung von eventuellen "Kollisionen" entsteht überhaupt erst eine Wahrscheinlichkeit, dass scheinbar zufällige, glückliche Sachen passieren.

Persönliches Beispiel: Mein Opa starb im September 2015 und war das erste Familienmitglied, dessen Tod ich miterlebte. In der darauf folgenden Woche hatte ich am Dienstag eine Klausureinsicht in Halle (über 300 km entfernt), am Mittwoch einen Termin mit meiner studentischen Initiative in Frankfurt (wieder sehr weit entfernt) und am Donnerstag war die Beerdigung.
Trotz meines Kummers fuhr ich zu allen Terminen und siehe da: Ich fand einen oder zwei Punkte in der Klausur (heute völlig irrelevant) und traf in Frankfurt jedoch meinen späteren Mitgründer Sebastian, durch den ich wiederum meine nächste Firma fand, durch die ich letztendlich einen besten Freund und meine aktuelle Situation fand.

Type III: Glück durch Bewusstsein (Awareness)

"[Luck] presents only a faint clue, the potential opportunity exists, but it will be overlooked except by that one person uniquely equipped to observe it, visualize it conceptually, and fully grasp its significance. [Type III Luck] involves a special receptivity, discernment, and intuitive grasp of significance unique to one particular recipient."

Glückstyp III ist das Ergebnis deines Bewusstseins und deines tiefen Verständnisses für einen bestimmten Bereich.

Diese Tiefe des Verständnisses in einem bestimmten Bereich ermöglicht es dir, dich sehr gut zu positionieren, um zufällige Entwicklungen zu deinem Vorteil zu nutzen. Der Unternehmer und Investor Naval Ravikant - den ich bereits beim Thema Glücklich sein erwähnt habe - hat diese Art von Glück sehr schön zusammengefasst:

"Du wirst sehr gut im Erkennen von Glück."

Du kannst das Glück aufgrund deines umfassenden Wissens und deiner Erfahrung schon aus einer Meile Entfernung erkennen.

Persönliches Beispiel:

  • Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Ich wusste bereits im Studium, dass ich Richtung IT gehen sollte, da fast jede heutige Tätigkeit darauf basiert. Heute profitiere ich davon, weil ich in dem Sektor arbeite und mein Skillset gefragt ist.
  • Ein Beispiel für die Zukunft: Das Thema Künstliche Intelligenz, was meiner Meinung nach alles an unserer Gesellschaft verändern wird. Deswegen starte ich den neuen Newsletter und eine neue Firma, um von der absehbaren Entwicklung zu profitieren.

Type IV: Glück durch Einzigartigkeit

"[Type IV Luck] comes to you, unsought, because of who you are and how you behave...the links of [Type] IV can be drawn together and fused only by one quixotic rider cantering in on his own homemade hobby horse to intercept the problem at an odd angle...[This type] favors those with distinctive, if not eccentric hobbies, personal lifestyles, and motor behaviors."

Glück des Typs IV tritt auf, wenn deine einzigartigen Eigenschaften ein besonderes Glück anziehen. Tatsächlich sucht es dich aus, anstatt du es.

Persönliches Beispiel: Der Grund, warum ich in meinem Job so gut bin, geht sehr auf meine Persönlichkeit zurück, die durch viel Zeit mit sehr unterschiedlichen Menschen geformt wurde. Dazu gehört meine Zeit als Kellner, meine Zeit in Neuseeland in der Landwirtschaft sowie auf dem Bau und meine Zeit als Partyveranstalter zurück.

Die Kunst des Glücks zur Wissenschaft machen

Typischerweise treten Glücksfälle vom Typ I, Typ II und Typ III in verschiedenen Phasen des Lebens auf:

  • Typ I bestimmt die ersten Jahre deines Lebens, wo du keine bewussten, durchdachten Entscheidungen triffst.
  • Typ II kommt ins Spiel, wenn du in deinen 20ern anfängst, deinen Weg zu finden und zu arbeiten
  • Typ III setzt ein, wenn du in deinen 30ern bist und darüber hinaus komplexe Erfahrungen sammelst.
  • Typ IV ist dagegen weniger abhängig vom Alter.

Als nützliche Faustregel für deine Reise kannst du immer mein Prinzip der "Maximum Exposure" anwenden:

  • Wenn du dich zwischen zwei Wegen entscheiden musst, wähle immer den Weg, der eine größere Glücksfläche bietet. Frage dich selbst: Welcher der beiden Wege führt mit größerer Wahrscheinlichkeit dazu, dass ich durch scheinbaren Zufall Glück habe?

Abschließende Worte

Am Ende trifft meine Maxime nur zu, wenn man in einem Bereich wirklich eine Ambition hat. Ohne Ambition braucht man sich nicht der o. g. Faustregel aussetzen. Auch für mich haben sich die Ambitionen mit der Zeit sehr verändert, sodass ich mir seltener die Frage stelle, den Weg der größeren Glücksfläche zu gehen.

tenx - Aktueller Stand

Wie bereits erwähnt, habe ich geplant einen Newsletter zu künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt zu schreiben. Der Grund: An Deutschland sind bereits zwei revolutionäre technologische Entwicklungen vorbeigegangen, sodass ich mich verpflichtet sehe, für mehr Transparenz, Anwendbarkeit und kuratierte Informationen zu sorgen.

Bisher hat der Newsletter 7 Abonnenten, von denen zwei über unseren Twitter-Kanal alleine aufgrund der Botschaft zu uns kamen.

Gleichzeitig befinde ich mich im Vertriebsprozess mit einem Energiekonzern, wo wir gerade auf die Verhandlung/Eintragung mit dem Einkauf warten. Das Ziel des Projekts: Die Einführung eines Security Operation Centers (kurz: SOC) für die kritische Infrastruktur (genannt: KRITIS). Dabei soll ich die Service-Prozesse einerseits definieren & diese in ein Tool implementieren.

Des Weiteren befinden wir uns in der Vorbereitung bei zwei weiteren unserer Konzernklienten gelistet zu werden. Ihr müsst euch vorstellen, dass man mit der Zeit unter seinen Managern - für die man Probleme löst - sehr viele Themen offenlegt, die nicht so laufen, wie sie sollten. Das eröffnet zwar nicht gleich ein Projekt, das man an besagten Manager verkaufen kann, jedoch schon einmal ein offenes Thema.

Dieses Thema merke ich mir und versuche es mit anderen Themen zu sinnvollen Paketen zu schnüren. Dadurch entsteht ein Projekt und - oh Wunder - entweder ist es so wichtig, dass ich mich selbst anbiete oder ich checke mit Bekannten/Geschäftspartnern ab, ob sie jemanden haben, den man dem Klienten anbieten kann. Dann verhandelt man einen Tagessatz mit dem Klienten und gibt der Ressource, die man anbietet, von dem Satz 80-90 %. Den Rest nimmt man als Kommission für die Vermittlung und das Bereitstellen von Informationen.

Falls jemand von euch Interesse hat, ein solch einem Projekt mitzuarbeiten, hinterlasst mir gerne eine kurze Nachricht. Dann melde ich mich bei euch :)

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