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Wie die “Four Idols” dein Leben beeinflussen | UniV 2

Lesezeit: < 7 Minuten

Online lesen: lennartorlando.com

Zusammenfassung:

  • Wir treffen die meisten unserer täglichen Entscheidungen auf der Grundlage der Bewunderung unseres Leitbilds. Die Kehrseite: Wenn wir uns bemühen, unserem Leitbild näher zu kommen, befinden wir uns auf einer endlosen Jagd nach mehr.

  • Wir brauchen unser Leitbild nicht zu verwerfen. Das Ziel ist es, eine bewusste Wahrnehmung für unser Leitbild zu entwickeln - uns bewusst zu werden, was uns motiviert und antreibt.

Die Anwendung der Vier Leitbilder ist einfach:

  • Nutze das Ausschlussverfahren, um dein wichtigstes Leitbild zu identifizieren. Zur Erinnerung: Keines dieser Leitbilder ist falsch - sie sind ganz natürlich.

  • Der Schlüssel liegt darin, sich deines Leitbilds bewusst zu werden - zu verstehen, welche Rolle und welchen Einfluss es auf Ihre Entscheidungen und Ihr Leben hat, und zu erkennen, dass das Streben nach diesem Leitbild allein nicht zum Glück führt.

Intro

Es war erst im letzten Jahr meiner Schulzeit, dass ich zum ersten Mal mit negativem Status konfrontiert wurde.

Nachdem ich mit einem sehr schlechten Abitur meine Schulzeit hinter mir gelassen hatte, bemerkte ich, wie Menschen begannen, mich anders zu behandeln. Ich wurde nicht mehr als Jugendlicher angesehen, sondern als der junge Mann, der ohne das Restaurant seines Vaters nichts erreichen würde. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich einen niedrigen Status. Und ich werde nicht lügen: Es fühlte sich absolut beschissen an.

Ich war nicht länger einer der coolen Jugendlichen in meiner Heimat, ich war nur durchschnittlich. Jetzt wurde der Status nicht mehr anhand von Parties, Hobbies und Freunden festgestellt, sondern ob bzw. wo du studiertest und wo du nach dem Studium arbeiten würdest.

Egal in welcher Umgebung ich mich bewegte, merkte ich, dass immer ein Status-Spiel gespielt wird. Deshalb ist es wichtig das eigene “Status-Spiel” sorgfältig zu wählen, denn es hat Auswirkungen auf die ungesunden Vergleiche mit anderen, die daraus zwangsläufig entstehen.

Ich bin derzeit im Urlaub und habe letztes Wochenende die Zeit genutzt, um einen (wie meistens) langen Podcast von Peter Attia mit Arthur Brooks (Ph.D.) zum Thema “Die Wissenschaft des Glücklichseins hören”. Eigentlich bin ich solchen Titeln sehr skeptisch gegenüber, weil das eher nach einem Verkaufs-Pitch klingt als nach einer echten Wissenschaft. Doch ich wurde positiv überrascht.

Grundsätzlich geht es um die vier (falschen) Leitbilder, an denen sich Menschen unserer Gesellschaft orientieren, sowie ein Vorgehen zur bewussten Auseinandersetzung mit diesen. Das Ziel dieser Übung ist es, ein Bewusstsein für die zugrunde liegenden Motivationen zu entwickeln und der leeren, sisyphus-artigen Reise zu entkommen, auf der sich so viele Menschen befinden.

Letztendlich ist unser Statusgefühl, anhand dem wir uns mit anderen messen, das von uns am wichtigsten empfundene Leitbild.

Die vier Leitbilder

Das Konzept der vier Leitbilder geht auf den heiligen Thomas von Aquin zurück, der in seiner “Summa Theologica”, die er zwar zu Lebzeiten im 13. Jahrhundert schrieb, jedoch erst Ende des 15. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Nach Ansicht des katholischen Theologen Aquin führte das Streben nach diesen “Götzen” dazu, dass sich die Menschen von Gott entfernten. Classic Kirche!

Die angepasste, nicht-religiöse (säkulare) Version der Idee lautet, dass jeder Mensch vom Streben nach einem oder mehreren folgenden Götzen bzw. Leitbildern angetrieben wird:

  • Geld: Finanzieller Reichtum und die Anhäufung von Ressourcen.

  • Macht: Kontrolle über andere; beherrschende Stellung.

  • Vergnügen: Sich gut fühlen.

  • Ruhm: Bewunderung von anderen; Anerkennung und Respekt von Gleichaltrigen.

Die Theorie besagt, dass wir die meisten unserer täglichen Entscheidungen auf der Grundlage des Strebens nach mehr in Richtung unseres Leitbilds treffen.

Die Kehrseite: Wenn wir danach streben, unserem Leitbild näher zu kommen, befinden wir uns auf einer endlosen Jagd nach mehr. Denn es gibt kein Ende, sondern immer nur den nächsten Meilenstein, nachdem wir endlich zufrieden sein können.

Die harte Realität ist, wie David Foster Wallace in seiner Rede "This is Water" im Jahr 2005 feststellte, dass die Dinge, die du anbetest, dich "bei lebendigem Leib auffressen" (OG: “eat you alive”) können.

David Foster Wallace

Die meisten von uns gehen durch ihr Leben, ohne sich des Leitbilds, das sie fast schon verehren, bewusst zu sein:

"Das Heimtückische an diesen Formen der Anbetung ist nicht, dass sie böse oder sündhaft sind, sondern dass sie unbewusst sind. Es ist die Standardeinstellung. Es ist die Art von Anbetung, in die man allmählich hineinrutscht, Tag für Tag, wobei man immer wählerischer wird, was man sieht und wie man den Wert misst, ohne dass man sich dessen jemals voll bewusst ist." - David Foster Wallace, “This is Water”

Um das klarzustellen: Du musst dein Leitbild nicht ablehnen oder es als “falsch” oder “schlecht” bezeichnen.

Das Ziel ist es, ein bewusstes Bewusstsein für dein Leitbild zu entwickeln - dir bewusst zu machen, was dich motiviert und antreibt, und die Trennung zwischen dieser Jagd und deinem lebenslangen Streben nach Erfüllung und Glück zu verstehen.

Dein Leitbild identifizieren

Benutze ein Ausschlussverfahren, um dein Hauptleitbild zu identifizieren. Die drei Schritte des Eliminierungsprozesses:

  1. Welches der ersten vier (Geld, Macht, Vergnügen, Ruhm) ist definitiv nicht dein Leitbild? Welche der vier könntest du ohne großen Widerstand loslassen? Sortiere es aus.

  2. Auf welches der verbleibenden drei kannst du ebenfalls verzichten? Sortiere es aus, auch wenn es etwas Widerstand mit sich bringt.

  3. Gibt es unter den verbleibenden zwei eines, das dir als wichtigere Motivation dafür erscheint, warum du auf eine bestimmte Weise handelst? Lässt du dich im Alltag mehr von dem einen als von dem anderen leiten? Wenn du in der Vergangenheit wichtige Entscheidungen getroffen hast, wurdest du dann eher von dem einen als von dem anderen angetrieben? Streiche das Letzte.

Am Ende dieses Prozesses hast du dein Leitbild gefunden.

Der Schlüssel ist, sich deines Leitbilds bewusst zu werden - zu verstehen, welche Rolle und welchen Einfluss es auf deine Entscheidungen und dein Leben hat, und zu erkennen, dass die Jagd nach diesem Leitbild nicht zu einem Meilenstein führt, der dich dann glücklich macht.

Also? Was ist dein Leitbild?

Natürlich ist es interessant zu wissen, wie ich die vier Leitbilder reflektiere. Here you go:

  1. Schritt Vergnügen aussortieren: Ich bin nicht motiviert, mich von Augenblick zu Augenblick gut zu fühlen. Es gibt viele Tage, an denen ich mich nicht gut fühle, aber trotzdem durchziehe. Ich bin ein großer Anhänger von Disziplin, also eine einfache Sache.

  2. Schritt - Geld aussortieren: Versteht mich nicht falsch, ich mag Geld, aber es ist für mich eher Mittel zum Zweck. Ich verwende es nicht als Erfolgsmaßstab, um mich mit anderen zu messen, noch gebe ich etwas auf Statussymbole. Ich kaufe gebrauchte Kleidung, habe Ikeamöbel, esse jeden Tag das Gleiche.

  3. Schritt - Ruhm: Ich bin durchaus motiviert und getrieben von der Anerkennung sowie der Wertschätzung der Menschen, mit denen ich Zeit verbringe. Ich möchte aber nicht "berühmt" sein, obwohl ich die Vorstellung feiere, durch meine Arbeit viele Menschenleben positiv zu beeinflussen.

  4. Mein Leitbild - Macht: Ich bin absolut durch Kontrolle motiviert. Ich habe ein Verlangen danach, CEO zu sein, ein großes Team zu haben bzw. aufzubauen, um das Gefühl zu haben, positiven Einfluss zu haben. Ich liebe es, nach meiner Meinung gefragt zu werden, Entscheidungen dadurch zu beeinflussen, alle möglichen Sachen zu wissen und respektiert zu werden.

Die Erkenntnis ist ein wichtiger Schritt für mich. Kontrolle über das eigene Leben haben, bedeutet für mich Macht, da einen nichts so leicht aus der Bahn werfen kann und man anderen vieles ermöglichen kann.

Zuvor hatte ich die großen Gefühlsschwankungen erlebt, die sich aus der Einmischung in die Angelegenheiten anderer ergeben - die Höhen, wenn ich Sachen für andere klären/lösen kann, sowie die Tiefen, wenn ich mal wieder überfordert bin, weil es zu viel wird.

Mir ist jetzt klar, dass ich meinem Leitbild hinterherlaufe und davon ausgehe, dass ich glücklicher bin, wenn ich in diesem Spiel die Stufe X erreicht habe. Ein Beispiel wäre, dass ich den Status erreicht habe, dass meine Eltern nicht mehr arbeiten müssen, obwohl sie es nicht im Geringsten von mir erwarten.

Durch diese Erkenntnis habe ich verstanden, dass ich meine Erfüllung und mein Glück von dieser Motivation und diesem Streben trennen muss - eine gesunde Trennung, wenn ihr mich fragt: Ich kann keine absolute Kontrolle über mein Leben und das meiner Liebsten erreichen, aber ich kann anstreben möglichst mehr Kontrolle zu gewinnen.

Also, was ist dein Leitbild?

Ich würde mich freuen, wenn du diese kurze Übung durchführst und mit Familie und Freunden darüber nachdenkst. Die Übung mit einem Partner oder Freund zu machen, ist eine gute Möglichkeit, sich zu verbinden und ein tieferes Verständnis für die zugrundeliegenden Motivationen zu entwickeln, die eure Beziehung beeinflussen wird.

Es ist wichtig, dass ihr euch der zugrunde liegenden Motivationen bewusst seid. Diese Übung kann euch dabei helfen. Nehmt euch fünf Minuten Zeit und probiert es aus - ihr werdet es nicht bereuen.

Meine Picks aus der letzten Woche: