Rainy Sunday 30: Ein Geburtstag, der mir im Kopf bleiben wird - Content-Netzwerkeffekte

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Table of contents

Hello hello!

Unfortunately, I was working yesterday and today as we performed a lot of tests within a logistics warehouse in one of our projects. This may have led to some mistakes in writing or grammar due to parallel listening and writing as well as the time constraints (both days 9 am - 5 pm).

Some of you may have seen that I published the last article on LinkedIn, too. It was quite a lot of fun because I received positive reactions from the exact people I would have expected it from.

As a consequence - and I mentioned it some weeks ago - I started my business newsletter there, which I called "(R)Evolutionary Work Culture". It will alternate bi-weekly with the Rainy Sunday. And it won't be the only split of content I have in mind at the moment. The rationale behind it is to differentiate the different topics I have in my mind, e. g. work-related thoughts, from my more private thoughts. If you have not signed up yet, do it now here.

Therefore, this is the chance to subscribe to the things you are really interested in.

Rainy Sunday

So, this little message is basically like a memo to myself, like this part. This is how I can keep myself accountable, sharing my thoughts without a filter. It will become more personal in the future because I believe that this is the basis for all the other content and decisions I make. To keep receiving it, you don't need to do anything.

(R)Evolutionary Work Culture

This is the one about work and work-related topics. A few examples can be:

  • Skillsets & productivity in general
  • Trend Technologies for different sectors
  • Knowledge for different functions
  • Thoughts on leadership & management

Another publication ...

... which I don't know yet the name of and which probably will be published on Substack. There, I will go more into the longer form content like my articles on Optimism, Yearly Goal planning and so on. I am planning to write things on:

  • Education - Strategies and effectiveness
  • Finance - Personal but also strategies (educational, not advisory)
  • Europe & Germany in particular, and where we are heading
  • Micro-Economics and how it influences our behavior
  • Health - How to effectively manage nutrition & sports
  • Philosophy & Psychology
  • Relationships

So, basically everything I originally intended to write about in the Rainy Sunday but which I realize takes a lot of preparation and time, which is why I can only publish something every month or so.

The goal is clearly to monetize the content in publication 2 and 3 at some point. How, I will figure out along the way. But the Rainy Sunday will always be free.

As a consequence, I will be writing the Rainy Sunday in German from now on. So, I am sorry for the non-German speakers.

I would also love to start a podcast at some point. So, if any of you have experience or know somebody who knows how to handle all the background work needed, let me know.

And now, to this week's topic and the first one only in German: Content Network Effects.

Alles begann mit einem Geburtstag

Vor einigen Wochen war ich mit meiner Freundin auf einem Geburtstag ihrer Freundin. Wie immer vor solchen Events - also, wenn v. a. Personen anwesend sein werden, die ich nicht gut kenne - hatte ich wirklich keine Lust hinzugehen. Ich mag die Freundin wirklich gerne, so ist es nicht. Aber die Vorstellung an einem Tisch zu sitzen und eventuell oberflächlichen Unterhaltungen zuzuhören, war wie immer meine größte Befürchtung. Der einzige Trost war die Anwesenheit meiner Freundin, mit der ich notfalls immer jemanden hätte, die mir die Kommunikation abnehmen könnte.

Nun war es auch noch so, dass die Freundin den Eingeladenen mitgeteilt hatte, dass sie einen kleinen Vortrag (5-10 min) über etwas Beliebiges halten sollten. Also, jetzt nicht etwas Bildendes, sondern eher etwas Unterhaltendes. Hmpf!

Ohne es wirklich zu wissen, schlug meine Freundin Jasmin zwei Sachen vor, die simpel und doch genial waren, da sie intuitiv die Content-Netzwerk-Effekte als Grundlage genommen hatte.

Falls ihr direkt wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht, einfach den nächsten Teil überspringen und wieder beim Geburtstag einsteigen.

Content-Netzwerk-Effekte

Ich habe den Begriff nicht erfunden, sondern Nathan Baschez in seinem Essay von 2020 "Why Content is King". Er beschreibt darin anhand von Hamilton Helmers "7 Powers", warum "Content" immer noch eine große Stärke als Wettbewerbsvorteil in Medien aufweist. Um nicht von der ursprünglichen Story zu weit abzuweichen, sei hier kurz zusammengefasst, welche sieben Stärken das Veröffentlichen von Content - trotz der schieren Menge & Vielfalt - immer noch bietet:

1. Economies of Scale - Skaleneffekte

Die Inhalte können schnell kopiert, verbreitet sowie konsumiert werden, ohne zusätzliche variable Kosten (Kosten pro zusätzlicher Einheit eines Produkts) zu produzieren

2. Ökonomie von Netzwerkeffekten

Nicht nur bekannte Plattformen wie Facebook, Youtube oder TikTok erzeugen diese, sondern eben auch Inhalte & Medien. Diese konsumieren wir nicht ausschließlich aus Spaß an der Freude, sondern vor allem auch um die Erfahrung mit anderen zu teilen.

3. Gegenpositionierung

Bei Geschäftsmodellen gibt es normalerweise immer eine profitierende Partei, die aufgrund ihrer Positionierung einen Wert für sich schöpft.

Ähnliche Vorgänge kann man eben auch bei der Content-Kreierung beobachten, wo Plattformen im Web 2.0 den Konsumenten ermöglichten, Produzenten zu werden. Dies war die Gegenposition zu den konventionellen Medien, die einen Großteil ihrer Macht, ergo Profite, aus der Positionierung heraus gewannen.

4. Switching Costs - Wechselkosten

Produkte & Dienstleistungen, die einen hohen "Buy-In" erfordern, ergo schmerzhafte Kosten entwickeln, wenn man zu einer Alternative wechseln würde, sind für gewöhnlich sehr profitabel, da sie aus der Positionierung heraus höhere Gebühren einfordern können. Ein traditionelles Beispiel aus der Unternehmenswelt ist SAP mit seinen ERP-Systemen. Diese hohen "Wechselkosten" entstehen aus einer tiefgehenden, komplexen Verankerung in den Prozessen des Tagesgeschäfts.

Auf den ersten Blick kann man das nicht wirklich für Content anwenden, da der Konsum im konventionellen Sinne (größtenteils) kostenlos ist. Jedoch ist es tatsächlich so, dass wir uns nicht ausschließlich mit den Inhalten im Content identifizieren, sondern vor allem mit der Marke bzw. der Person. Dadurch entsteht ein Gefühl der Vertrautheit mit den Werten und der Weltanschauung der Person. Vielleicht werden auch der Status oder sonstige Metacharakteristiken bewundert oder man fühlt sich einfach wohl mit der Wiedererkennung der "gewohnten" Meinungen der Entität.

Dies führt zwangsmäßig dazu, dass man extrem viel Kontext zu einer Person oder einem Thema generiert, mit der man sich zwangsmäßig identifiziert, sodass der Wille sinkt, sich einer neuen Person oder einem neuen Thema zu widmen, da dies wieder mit einem (Zeit-)Investment verbunden ist.

Nebenbei: Das gleiche gilt auch für die menschlichen Beziehungen in unserem Leben.

5. Branding - Markengestaltung

Marken sind Nathan nach "die Summe der Wahrnehmungen von Leuten gegenüber Produkten & Unternehmen". Dies resultiert in zwei großen Vorteilen:

  • Wenn die Qualität desselbigen unsicher/unbekannt ist, und
  • wenn die Menschen in ihrer Verbindung zu einer Marke etwas über sich signalisieren möchten.

Ein Beispiel zu ersterem wäre der Besuch eines Starbucks im Ausland, weil man die Qualität der lokalen Cafés nicht einschätzen kann (guilty as charged!).

Ein Beispiel zu letzterem wäre das Tragen von Luxusmarken, um Prestige oder Wohlstand zu signalisieren.

Im Kontext zu konsumierbaren Inhalten wäre das erste Merkmal, z. B., ein Filtern von "interessanten Inhalten" durch eine Person (in diesem Fall ich), sodass die Unsicherheit sinkt, seine Zeit in etwas für uns "Irrelevantes" zu investieren. Außerdem könnte es sein, dass ihr meine Inhalte gerne konsumiert, weil ihr euch gerne intellektuell gegenüber anderen hervorheben möchtet. Deswegen empfiehlt ihr meine Inhalte eventuell auch nicht, weil ihr das Wissen, das ihr erlangt, für euch haben möchtet.

Deswegen der Aufruf: Shared gerne meine Inhalte mit Leuten, mit denen ihr über diese diskutieren möchtet :)

6. Cornered Resource - Begehrte Ressource

Bei Content ist die "knappe" Ressource die Kreativität der Gestalter, ergo die Kreativen selbst. Man kann die Kreativität kaum kopieren oder reproduzieren, sondern sie ist zwangsmäßig an die Person gebunden. Dies führt zu einer starken Machtposition der Kreierenden Entitäten.

7. Process Power - Macht aus überlegenen Prozesses

Das klassische Beispiel wäre hier Toyota, die durch ihre Methodiken in der Produktion eine vorher unerreichte Effizienz gewonnen hatten.

Ein ähnliches Muster ergibt sich für Content-Produzenten, die ihren eigenen Prozess für die Kreation von Inhalten schaffen müssen. In meinem Fall wäre es die Ideengewinnung, dazu kontextualisierte Inhalte als Referenz, das Aufschreiben eines groben Rahmens bis letztendlich die Details ausgeschrieben werden müssen.

Zurück zum Geburtstag

Die Idee meiner Freundin war entweder sich über die Top 5 unserer "Die drei ???" Folgen oder die Bücher von "Harry Potter" nach ihrer Qualität zu sortieren. Wir haben uns dann für letzteres entschieden, da die Auswahlmöglichkeiten deutlich weniger sind und dementsprechend die Wahrscheinlichkeit des Kennens des Mediums höher (sieben Bücher gegenüber deutlich über 200 Folgen).

Dementsprechend haben wir kurz die Reihenfolge der Bücher besprochen (für die, die es interessiert: Feuerkelch - Halbblutprinz - Orden des Phönix - Gefangener von Askaban - Heiligtümer - Stein der Weisen - Kammer des Schreckens) und gesagt, dass wir die Punkte, die wir gut fanden, mit den Büchern alternierend kurz vortragen.

Bis dahin war das Gespräch am Tisch recht normal. Die Freundin hat kurz einmal alle vorgestellt und es haben sich so die üblichen Themen zwischen den Personen ergeben, die sich ohnehin bereits kannten.

Die Dynamik wechselte jedoch komplett, als wir mit unserem kleinen Vortrag anfingen. Es wurde kräftig genickt, laut widersprochen, angeregt diskutiert und in Erinnerungen geschwelgt. Plötzlich, empfand auch ich eine Verbindung zu den Menschen, die ich vorher nie gesehen hatte. Und das ist quasi der Grund, warum ich die Content-Netzwerkeffekte oben kurz erklärt habe.

Gemeinsame Meinungen, Interessen, Präferenzen, Menschen, Werte, Charaktereigenschaften verbinden uns so unglaublich stark. Ich bin auch der Meinung, die Welt und die Empathie für andere Menschen wäre viel tiefer, wenn wir uns freier über die eben genannten Dinge unterhalten würden. Stattdessen werden oft Positionen ausgetauscht, die jedoch teilweise gar nicht aus Überzeugung sondern aus dem Wunsch des Dazugehörens entstehen.

Zusätzlich sei vermerkt, dass es nicht nur um "Harry Potter" geht oder die Reihenfolge der Bücher; es geht um die Details, die uns an den Geschichten gefallen bzw. gestört haben. Ein schönes Beispiel ist der Moment, wenn Harry Cho Chang wegen des Weihnachtsballs ausfragen möchte ("Willu balli mimir?"), was einer meiner absoluten Lieblingsmomente ist, weil diese Angst eines solchen Moments mich in meiner Jugend (und bis heute) begleitet hat.

Um auf den Framework der "7 Powers" zurückzukommen, möchte ich einmal veranschaulichen, warum es so gut funktioniert. Hier spielen hauptsächlich Buy-In (Wechselkosten), Branding sowie die "knappe" Ressource die wichtigste Rolle.

Unmöglich hohe Wechselkosten durch die "Investition" in der Kindheit

Jeder, der Harry Potter während seiner Kindheit kennengelernt hat, verbindet mit den Geschichten einen Teil seines Lebens. Ich persönlich verbinde v. a. mit den Büchern stundenlange Vorlese-Sessions mit meiner Mama auf dem Sofa. Mit den Filmen verbinde ich bis zum dritten Teil (deswegen finde ich die ersten drei Filme wahrscheinlich auch zumindest OK) gemeinsame Abend mit meinen geschiedenen Eltern im Kino in Hamburg, was - wenn ich ehrlich bin - nur einmal im Jahr vorkam.

Des Weiteren verbinde ich mit den Hörbüchern - "gelesen von Rufus Beck" - eine jahrelange Begleitung beim Einschlafen. Ich hatte immer Probleme mit dem Einschlafen, weil ich zu viele Gedanken im Kopf hatte (immer noch habe), die meinen Kreislauf am Herunterfahren hinderten. Doch die unterschiedlichen Stimmen, die Rufus Beck imitierte, halfen mir meine Gedanken in meine Fantasie schweifen zu lassen, sodass ich schnell entspannte. Harry Potter und der Stein der Weisen hörte ich bereits in der Grundschule zum Einschlafen, damals noch auf Kassette. Und ich erinnere mich, als wäre es heute, dass ich insbesondere Kassenseite 3 (Hagrids Besuch auf der einsamen Insel bei den Dursleys), 4 (das erste Mal in der Winkelgasse), 5 (Gleis 9 3/4 sowie die Fahrt nach Hogwarts), 6 (Ankunft in Hogwarts und der erste Unterricht), 7 (erster Besenflug) und 8 (Kampf mit dem Troll und Freundschaftsbeginn mit Hermine) hörte.

Zusammengefasst, ist die Investition an Zeit und Emotionen, die man in diese Serie gesteckt hat, nicht austauschbar, sodass man eher noch tiefer investiert hat, anstatt sich einer neuen Sache bzw. einem Ersatz zuzuwenden.

Identifikation mit der Marke (Branding)

Wie bereits erwähnt, setzt sich Branding aus zwei Merkmalen zusammen:

  • Wenn die Qualität desselbigen unsicher/unbekannt ist, und
  • wenn die Menschen in ihrer Verbindung zu einer Marke etwas über sich signalisieren möchten.

Die Qualität im klassischen Sinne (Wie gut ist das Buch?) ist eher irrelevant. Es geht eher um das Gefühl, das die Geschichten zur richtigen Zeit am richtigen Ort für uns gestiftet hat. Dementsprechend entsteht zumindest ein ähnliches Gefühl, wenn wir mit der Marke Harry Potter konfrontiert werden, was unsere Herzen berührt.

Doch der Punkt ist, glaube ich, relevanter: Die Details sind wieder am wichtigsten. Welche Momente, Gedanken oder Ereignisse uns am stärksten berührt haben, ist bei jedem individuell durch die Lebensphase geprägt, in dem wir diese empfunden haben. Dadurch argumentieren wir auch leidenschaftlich für diese Bücher, die Teile innerhalb der Bücher, die Geschichten, die Szenen und die Gedanken. Diese für uns individuelle Bedeutung ist dann das, was wir den anderen mitteilen und diejenigen können nachvollziehen, woher diese tiefgehende Emotion entsteht.

Daraus folgt die stärkere Empathie und Sympathie, weil es einfach nur echt und authentisch ist.

Joanne K. Rowling

Was man von der Frau auch immer hält, es gibt sie nur einmal. Ich glaube jedoch, dass es weniger von ihr als Autorin abhängt, wie sehr man sich mit dieser Welt verbunden fühlt, sondern mit (ich wiederhole mich) dem richtigen Moment, zur richtigen Zeit, mit den richtigen Geschichten von der richtigen Person. Im Business-Jargon nennt man das auch "Product-Market-Fit".

Der Grund für das eben genannte ist ziemlich desillusionierend: Meine Liebe zu von ihr kreierten Welten ist fast auf null gesunken, seitdem ich weiß, dass sie an den Drehbüchern von "Phantastische Tierwesen" mitgeschrieben hat. Ganz, ganz furchtbarer Kram!

Ich spreche jedoch diesbezüglich aus meiner eigenen Nerd-Brille und toleriere natürlich Menschen, die zu den Filmen eine engere Bindung aufweisen. Nichtsdestotrotz bin ich mir sicher, dass diejenigen, die die Phantastische Tierwesen Filme gut finden, keine so enge Bindung zu den originalen Büchern haben. Vielleicht ist es aber auch nur das Medium, mit dem sie nicht zurechtkommt.

Die Erkenntnis, die ich daraus ziehe

Obwohl mir bewusst war, dass Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten zu äußern, zu automatischer, empfundenen Nähe führen, war mir nicht so bewusst, wie eine recht infantile Erinnerung an ein Fantasy-Buch zu einer Veränderung der Dynamik eines kompletten Abends führen kann. Es ist kaum möglich, zu beschreiben, wie viel emotionaler, wie viel engagierter man sich an der Konversation beteiligt und wie anders die anderen Menschen wahrgenommen werden.

Das heißt, dass ich bei Konversationen außerhalb eines konkreten Arbeitsauftrages noch stärker auf persönliche Geschichten Bezug nehmen möchte, um potentiell langweilige Gespräche oder sogar Menschen positiver zu sehen.

Außerdem ist es extrem wichtig, proaktiv die Konversationen in diese Richtungen zu leiten. Es wird kein Anderer für mich übernehmen.

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